Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich dieses Buch schon lange
lesen wollte, weil ich an die „Wunderwirkung“ von Tieren glaube. Tiere
ermöglichen uns so viel, sie geben uns Kraft, lassen uns wissen, dass
wir nicht allein sind, ermutigen uns, beruhigen uns.
Als
ich letztens mit Luri Gassi ging lagen im Flur auf der Heizung mehrere
Bücher auf unserer „Tauschstelle“- Wer etwas nicht mehr braucht legt es
einfach da ab und wer es möchte nimmt es mit. Ich habe keine Sekunde
gezögert und das Buch direkt mitgenommen.
Nuala
Gardner schreibt in diesem autobiografischen Buch über ihren Sohn Dale
der Autist ist. Obwohl ihr bereits mit Geburt bewusst wird, das mit Dale
etwas nicht stimmt, wird erst im Laufe seines Lebens bekannt, dass er
krank ist. Zu der Zeit war Autismus noch weitestgehend unbekannt und es gab nur eine Handvoll guter Ärzte.
Man erlebt die Entwicklung von Dale und den unermüdlichen Kampf der
Eltern gegen Ärzte, Psychologen, Sprachheilerziehern, sowie Professoren,
dass Autismus endlich anerkannt und diagnostiziert wird. Denn nur mit
einer klaren Diagnose stehen den Betroffenen fachliche Hilfen, wie
Sprachtherapiekurse, Plätze in besonderen Einrichtungen,
Förderunterricht und Therapeuten zu.
Nuala Gardner beschreibt
ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen den harten Alltag mit ihrem
behinderten Kind und wie schwer es ist ihm das erste Wort
beizubringen oder gar seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Autisten
entwickeln schnell Obsessionen und so bestimmte Thomas die Lok und Micky
Maus das Leben der Gardners. Essen, Baden, Sprechen, Augenkontakt…alles
wird für Dale eine unausgesprochene große Herausforderung. Alles
dauerte unendlich lange. Sie erlangten kaum Zugang zu ihrem Sohn,
der mehr und mehr in seiner Welt lebte, bis sie eines Tages mit Dale bei
Bekannten waren, die zwei Hunde hatten und sahen, wie gut Dale mit den
Hunden kommunizierte. Und obwohl die Gardners nie einen Hund wollten,
zog ein kleiner Golden Retriever Welpe demnächst bei ihnen ein – Henry.
Henry
ermöglichte Dale eine Brücke zwischen „seiner Welt“ und der hiesigen
Welt. Über Henry konnten sie mit Dale kommunizieren. So machte Henry
Dale verständlich, wie wichtig Essen und Baden ist, dass man einen
geregelten Tagesablauf braucht und Kommunikation ganz wichtig ist.
In
dem Buch wird auch unverblümt deutlich gemacht an welche emotionalen,
psychischen und körperlichen Grenzen ein behindertes Kind die Eltern
bringt, vor allem, wenn man die notwendige Unterstützung und Hilfe nicht
bekommt. Wie viel Freunde und Verwandte ausmachen und eben ein Hund wie
Henry.
Auch über den unendlich großen Wunsch nach einem
zweiten Kind und die unzähligen Versuche auf natürlichen und am Ende der
jahrelange Kampf auf künstlichen Wege ein Kind zu bekommen beschreibt
Nuala Gardner ausführlich und sehr herzergreifend.
Das Glück scheint
perfekt, als ihre Tochter Amy geboren wird und sich prächtig entwickelt. Sie
spricht und läuft und alles scheint normal zu sein. Doch das Schicksal
meint es mit den Gardners nicht gut und auch bei Amy wird schnell
deutlich, dass sie autistische Züge aufweist. Amy ist nicht annähernd so
schlimm betroffen wie Dale, aber dennoch geht der Kampf erneut los.
Aber auch hier sind Tiere wieder die Brücke zwischen den Welten, nur das Amy auf Pferde steht.
Durch
den unermüdlichen Kampf stets das Beste für Dale und Amy zu erreichen
und jegliche Hilfe zu ermöglichen die es gibt, entwickelten sich beide zu
unglaublichen Persönlichkeiten. Dale bestand alle Abschlussprüfungen
und machte eine Ausbildung zum Erzieher. Er selbst steht Betroffenen bei
und engagiert sich in vielen sozialen Bereichen.
Mit der
Entwicklung Dales erfährt man welchen Beitrag Henry leistete und wie
geduldig, einfühlsam und liebevoll er mit Dale umging. Er war stets für
Dale da und am Ende ist es Dale der für Henry da ist, der nach langer
schwerer Athritiserkrankung in Armen von Dale erlöst wird.
Das
Buch hat mich unendlich im Herzen berührt und der Abschied von Henry
ging mir unglaublich unter die Haut und ließ mich selbst Tränen
vergießen.
Luri ist für mich ein ebenso unersetzlicher Teil in
meinem Leben, der mich in den vergangenen drei Jahren, die oft von
vielen Schicksalsschlägen und schwerer Krankheit geprägt waren, stets an
das „Alles wird wieder Gut“ glauben ließ. Er ist für mich der Halt,
mein Seelsorger, mein Taschentuch, meine Wärmflasche, aber auch mein
Antrieb jeden Morgen aufzustehen und mich nicht selbst aufzugeben.
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