In letzter Zeit liest man vermehrt etwas von der 7-Stellung-Rudeltheorie, wie ich es mal grob zusammenfassen kann.
Die sieben Stellungen sind:
1.Vorderer Leithund
2.Vorderer Kundschafter
3.Vorderer Wächter
4.Zentralhund
5.Hinterer Kundschafter
6.Hinterere Wächter
7.Hinterer Leithund
Hierbei
geht es darum, dass die Hunde eine von den 7 Stellungen angeboren haben
und nur dann glücklich wären, wenn sie genau diese Stellung ausleben
können. Kurz um, jeder der einen Hund halten will, muss also sieben
Hunde halten, damit alle „glücklich“ sind – ok, rein aus
tierschutzrechtlichen Gründen gar nicht mal so dumm, denn dann würden,
hoffentlich mehr Tiere aus Tierheim ein zu Hause haben, weil anstatt
einen Hund nimmt man eben sieben auf.
Dafür bräuchte
man definitiv eine riesen Wohnung oder besser ein Haus mit riesen
Grundstück – das hätte wiederum zur Folge, das mehr Hunde ins Tierheim
kommen, weil jene Hundebesitzer die nur eine kleine Wohnung haben sieben
Hunde nicht halten könnten, außer gestapelt in der Ecke oder eben nur
einen wollen.
Thomas Riepe, Tierpsychologe, hat zu diesem Thema einen interessanten Beitrag in der aktuellen DOGStoday 05/2014 verfasst, der mich selbst zum Nachdenken angeregt hat.
Aufgrund der Tatsache, dass Luri ein
spanischer Straßenhund ist, habe ich mich nicht nur allgemein mit dem
Thema Hund auseinander gesetzt, sondern auch spezielle Literatur über
solche Straßenhunde gelesen, wie „Von der Straße auf die Couch“ von Nina
Taphorn, wo eindeutig klargestellt wird, wie auch Thomas Riepe sagt,
dass die Hunde selten in Gruppen von 7 Tieren leben, also die Theorie
praktisch nicht möglich ist.
Auch
Luri striff, laut Beobachtungen, allein auf der Straße herum und war sein eigener Herr. Das
erkennt man u.a. wunderbar daran, dass er sich schwer tat, sich unter zu
ordnen.
Das jeder Teil eines Rudels eine gewisse
Stellung innerhalb dieses Rudels einnimmt ist uns ja sicherlich allen
klar und hier sollte vor allem der Hund nicht gerade der Rudelführer
sein, aber die Rudelgröße wird nicht durch
diese Theorie von sieben bestimmt, sondern bemisst sich an der Anzahl
der im Haushalt lebenden Personen (Mutter, Vater, Kinder) und Tieren
(andere Hunde, Katzen,…)
Und warum soll der Hund dadurch unglücklich sein, wenn es mehr oder weniger als sieben sind?
Ist ein Hund nicht glücklicher, wenn er seiner Art gerecht ausgelastet wird und am Ende vollends ungeteilte Aufmerksamkeit genießt und Streicheleinheiten genießt?!
Ist ein Hund nicht glücklicher, wenn er seiner Art gerecht ausgelastet wird und am Ende vollends ungeteilte Aufmerksamkeit genießt und Streicheleinheiten genießt?!
In
meinem Rudel, was nun, nach dem Auszug aus dem elterlichen Haus, nur noch aus Luri und mir besteht, bin eindeutig
ich der Rudelführer, ich entscheide, wann es Futter oder Spielzeug gibt,
ich beginne und beende das Spiel und ja auch ich entscheide ob Luri mit
ins Bett darf oder nicht (außer ich bin im Tiefschlaf und rutsche im
Unterbewusstsein zur Seite, denn das sieht er immer als Einladung).
Ihm wird quasi jede lebensnotwendige Entscheidung abgenommen - prima eigentlich. Dies hat aber nichts damit zu tun, dass der Hund eine Aufgabe braucht (Fährtenarbeit, Agility).
Aber
nur weil unser Rudel aus zwei Mitgliedern besteht würde ich nicht
sagen, dass Luri unglücklich ist, im Gegenteil. Natürlich könnte man ihn
glücklicher machen, wenn man jeden Tag riesen Runden gehen würde,
stundenlang Ball spielt und ich rund um die Uhr bei ihm wäre, aber das
ist ja solange ich Berufstätig bin nicht immer möglich.
Und
dennoch freut er sich jedes Mal wenn ich komme, auch wenn ich nur kurz
den Müll runter gebracht habe, freut er sich mich zu sehen, als sei ich
10 Jahre weg gewesen. Und dann wackelt sein süßer Po hin und her…ja
jetzt soll mir einer sagen, er wäre unglücklich.
Erschrocken
habe ich mich ja auch über die Tatsache, die Herr Riepe anführt,
das es mittlerweile Tauschbörsen gibt, wo die Hunde untereinander
entsprechend getauscht werden – wie beim Quartett – bis ich eben alle
sieben passenden Tiere Nr. 1 bis 7 vollständig habe ohne auf die
persönlichen Bedürfnisse des Tieres zu achten. Hierbei werden etablierte
Rudel (Mensch-Hund) auseinandergerissen, weils der Theorie zu Folge
nicht passen soll,…oh man, der arme Hund!
Also ich finde die Theorie völligen Blödsinn und Jeder der ein bisschen Menschenverstand hat, dem müsste dies auch bewusst sein.
Aber
auf alle Fälle bewirkt die Theorie eines – eine rege Diskussionsrunde
auf der Hundewiese. Also warum nicht mal darüber diskutieren als nur
über das Wetter zu reden?!
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