Mittwoch, 29. Oktober 2014

Wer den Schaden hat...

...braucht für den Spot nicht zu sorgen.
Da komme ich nichts ahnend von meinem kleinen IKEA Einkaufstrip zurück begrüßt mich doch glatt der frisch gekaufte Futtersack. Mh...steht der nicht eigentlich in der Küche an der Waschmaschine neben der vollgepackten Kiste und muss ich den nicht immer hoch heben um Luri aus dem Futtersack etwas zu geben?!...ja, da kommt man wahrlich ins Grübeln.

Und auf einmal kommt Luri angetappst. Sonst springt er mich ja immer an, wenn ich nach Hause komme, wackelt mit seinem kleinen süßen Po hin und her und waunzt leise, aber jetzt hat er all das vergessen. Die gebückte Haltung, der langsame Gang und der treudoofe Ich-bin-unschuld-Blick verrät, was der Futtersack schon längst aussagt.

Ja, da hat Luri wirklich was bewegt im wahrsten Sinne des Wortes, denn bis jetzt ist mir unklar, wie er den Futtersack aus der Ecke in den Flur gezerrt und geöffnet hat OHNE dass der Futtersack beschädigt ist.
Egal - Fakt ist: Lur hat knapp 2kg Trockenfutter vertilgt und leidet jetzt furchtbar unter einem dicken drückenden Bauch. Tja, wer den Schaden hat, der braucht für den Spot nicht zu sorgen. Ein bisschen tut er mir ja schon leid, aber eben nur ein bisschen. Der andere Teil von mir grinst, wie ein Honigkuchenpferd.

Aber da haben wir es wieder - einmal Straßenhund, immer Straßenhund.
Hat ein Hund einmal die Erfahrung gemacht, um sein eigenes Überleben zu kämpfen, sich selbst Futter und Wasser zu suchen, wird er das nie wieder vollständig ablegen können, trotz fester Mahlzeiten.

Luri furchtbar abgemagert

Ich kann mich noch genau erinnern, dass Luri am Anfang alles, aber auch wirklich alles gefressen hat, was er auf der Gassirunde gefunden hat. Seien es eingepackte Schulschnitten, Waffeltüten vom Eismann, Dönerreste, Chips, ja sogar eine ganze Packung Bockwürste - da sieht man mal was die Menschen so wegwerfen.

Von Anfang an habe ich dies versucht zu unterbinden. Hatte Luri bereits etwas im Maul durfte er sich über meine Hand in seinem Rachen freuen, die die frisch gemachte Beute entfernte und meist einen kurzen Würgereflex bei ihm auslöste (sehr eklig, aber wirksam). Ziemlich schnell begriff er, dass das ich-such-mir-selbst-mein-Futter keinen Sinn mehr macht, denn er bekam Futter und alles das was er fand wurde ihm weggenommen. 

man sieht jede Rippe und den Beckenknochen
selbst die Wirbelsäule zeichnet sich deutlich ab

Am Anfang haben wir ihm dreimal täglich Welpenfutter, sowie Leckerlis gegeben, da er über 6kg Untergewicht hatte. Mittlerweile bekommt er zweimal täglich Futter und nur noch wenige Leckerlis.
Er hat damals auch im Haus immer mal wieder geklaut was wir meist dann bemerkt haben, wenn es in der Küche krachte und er irgendwas umgerissen hat, um ans Futter zu kommen. Sind wir in die Küche gegangen um nachzuschauen, verschwand er ganz schnell die Treppe rauf.

Fakt ist auch, umso länger ein Hund auf der Straße gelebt hat, umso mehr Strategien zum Überleben hat er gelernt und diese sind schwer zu beseitigen. Man braucht unglaublich viel
Geduld und Ruhe. Ich hätte nach den ersten Monaten niemals gedacht, dass Luri mal so sein wird, wie er heute ist, ein für mich so unglaublich toller, liebenswerter Hund.
Seine Erfahrungen von dem Leben auf der Straße haben ihn sehr geprägt und man muss sich im klaren sein, das einige Verhaltensweisen nie beseitigt werden können und so muss man damit Leben - dem Hund einfach einen Schritt voraus sein, sprich den Futtersack wegschließen.

Ich bin ihm nicht böse über das Futterklauen. Klar, ich schimpfe kurz, aber dann wird wieder geknuddelt, denn er steht vor mir und jammert, weil er nun einen dicken drückenden Bauch hat. Tja, so ist das Leben :D

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